The German Energy Rock ~ Musicians over the Years 1973 - 1981
Interview
" Junge OPtik " sprach mit der deutschen Rock-Band Bullfrog !

In einem kleinen Dorf in der Nähe von Büdingen klingt es fast täglich rockiger. Bullfrog, eine der erfolgreichsten deutschen Bands, hat dort seit einiger Zeit ihr Domizil und arbeitet hart am neuen Tourneeprogramm.

Von den Rock-Profis, die seit sieben Jahren auf Achse sind, gibt es gleich zwei Neuigkeiten zu berichten. Die dritte LP "SECOND WIND" ist fertig gestellt und kommt im September (1979) in die Plattenläden.

Vor zwei Monaten haben die Alt-Frogs ALI HALMATOGLU (Drums) und ROBERT WIMMER (Bass) die Formation verlassen. 

Frisches Blut kam mit ANDREAS TISCHMANN (Ulm) und UWE APFELBAUM (Hamburg). Beide erfahrene Musiker, die im Bullfrogsound jetzt ihre Ideallinie gefunden haben.

* Die OPTIK besuchte die "Ochsenfrösche" in Bleichenbach.

Bullfrog, das sind außer Andreas und Uwe der Sänger Gerd Hoch, Gitarrist Sebastian Leitner und Harald Kaltenecker an den Keyboards. 1974 verließ die Gruppe den Bayrischen Wald und ließ sich in einer ausgedienten Molkerei im Vogelsberg nieder, näher dem Herzen Deutschlands, um sich von dort aus durchzusetzen. Zwei Jahre später erschien die LP "Bullfrog", und nach einem weiteren Jahr das Album "High in Spirits".

* OPtik: In sieben Jahren mit unzähligen Live Auftritten im In- und Ausland fand die Gruppe ihre Identität in kraftvollem, aber lässig-lockerem Hardrock, einfallsreich uns sauber gemacht, seit sieben Jahren bereichert ...

Bullfrog, anfangs noch als Bulldogg, die deutsche Rocklandschaft ... und ist nach wie vor im Aufwind. 

* OPtik:, Woran liegts? Bullfrog: Sicher zum großen Teil an unseren Live Auftritten. Wenn wir irgendwo spielen, reißt´s uns halt. Wir veranstalten da keine technischen Vorführungen, alles bis ins Kleinste geplant und einstudiert, sondern stellen uns selbst vor.

Ebenso wie unsere Musik die Verfassung widerspiegelt die wir gerade haben. Der Lebenswandel der Musiker ist wichtiger als etwaige technische Perfektion die steril bleibt. Wenn Du Rock´n Roll machen willst, musst Du Rock´n Roll leben. Das Publikum muss während des Konzerts eine Beziehung zu dir bekommen, muss dich sympathisch oder unsympathisch finden können.

* OPtik: Und wie hat sich das auf die neue LP ausgewirkt? Bullfrog: Wenn du fünf Jahre unterwegs bist, merkst du natürlich was ankommt. Das heißt aber nicht, dass wir uns wenig in dem wiederholen wollen was irgendwann mal gut angekommen ist.

Das Album gibt unseren jetzigen Entwicklungsstand wider. Unsere Linie ist klarer geworden, lässiger cooler Hardrock, nicht so in die Ohren reingeprügelt, sondern auch zum zuhören. Da kommt dann immer die Frage, was hat euch beeinflusst. Das sind nicht Deep Purple, sondern ganz alltägliche Dinge wie die Scheune, in der wir arbeiten oder der Weg dorthin.

Ein gutes Beispiel ist das erste Stück auf der neuen LP "G-Town Madhouse". Das Madhouse ist eine Rock- Diskothek in einer Kleinstadt eben GTown-, was richtig Gelnhausen heißt - wo wir oft sind, weil zwei von uns dort wohnen.

Viele Amerikaner kommen dahin, weil sie dort stationiert sind und es fast nichts anderes gibt. Wir haben die GI´s kennen gelernt und sind vielleicht selbst ein bisschen wie sie geworden. Das hat natürlich unsere Musik beeinflusst.

Oder auch auf der LP "Get off your ass and jam".- Das beschreibt das Gefühl, wenn man auf die Bühne kommt und sieht da Leute rumhängen, die mit dem Taschencomputer erst mal die Musik ausrechnen.



* OPtik: Womit wir bei den Schattenseiten sind. Was hat Euch die meisten Schwierigkeiten gemacht in den sieben Jahren? Bullfrog: In ersten Linie der Dilettantismus im deutschen Rockgeschäft. Uns ging es nicht besser als den anderen Deutschen Gruppen. Du kannst nicht darauf warten, dass der Manager dir Jobs bringt. Für kleine Gagen führt der keine 1000 Telefongespräche.

Aber brauchst eben Jobs um bekannt zu werden. Nachdem wir viel Lehrgeld bezahlt haben, machen wir das Management jetzt selbst. Mit der Technik ist das übrigens genauso.

Wenn Du nicht voll durchblickst, wirst Du übers Ohr gehauen. Damals, als wir anfingen, gab es noch keine Musiker- Szene wo man sich Tipps holen konnte. Die Folgen waren Fehlinvestitionen in der Anlage. Seit wir alles alleine machen, haben wir zwar mehr am Hals, aber weniger Ärger. Ein anderes Problem, das ebenfalls allen anderen deutschen Rockgruppe zu schaffen machte:

* Wo spielen denn die Bands? - In Schweineversteigerungshallen, mal in einer Turnhalle, wenn kein Parkettboden drin ist oder im Zelt.

Das Publikum muss im Dreck sitzen. Für Orchester werden Hallen gebaut und mit Millionen subventioniert, aber Rockmusik zählt nicht zur Kultur, obwohl da vielleicht mehr Leute hingehen. Was so manche Stadtväter ihren Jugendlichen zumuten, grenzt an Gewohnheit.

Als wir vor sechs Jahren von Bayern wegzogen, gab es dort gerade ein Verbot für Open Air- Festivals. Begründung: Da treffen sich zu viele asoziale Elemente auf einem Fleck.

* OPtik: Es ist in der letzten Zeit Mode geworden, das sich Musiker politisch engagieren, beispielsweise bei Rock gegen Rechts. Wie steht ihr dazu? Bullfrog: Auf so etwas springen vielleicht viele auf, um sich ein Image zu verschaffen. Wir haben unseres und bereuen es nicht uns nie an eine Mode wie etwa New Wave angehängt zu haben. Ohne es zum Aushängeschild zu machen, sind wir natürlich sehr politisch, aber eben nicht auf die primitive Art.

Wir spielen für alle Leute, egal welch Gesinnung sie haben. Billige Schlagwörter wie "Wählt nicht schwarz sondern grün" bringen doch niemand weiter. Unsere Texte sind eigentlich einfacher, näher am Leben.

Wer einen Draht zu den Lyriks findet, der kann da viel herauslesen und vielleicht Sachen finden, die er gebrauchen kann. Natürlich würden wir auch bei Rock gegen Rechts spielen, aber das ist einfach ein finanzielles Problem.

* OPtik: Das hängt wohl mit dem technischen Aufwand zusammen? Bullfrog: Richtig. In der Rockmusik läuft eine regelrechte Materialschlacht. Wo heute jeder zehnjährige eine Stereo-Anlage hat, kannst Du dich nicht mehr mit einem kleinen Verstärker auf die Bühne stellen.

Wir müssen ständig Geld in die Anlage stecken. Es interessiert niemanden, ob du gut spielst, wenn dein Sound nicht optimal ist, weil du dir vielleicht so einen Riesen Aufwand mit Technik nicht leisten kannst. Genauso ist das mit dem Album.

Drei Wochen hatten wir Zeit für die Aufnahmen im Studio. Klar dass bei jemanden, der sich ein Jahr leisten kann, manches noch perfekter wird. Aber daran denkt niemand wenn er die Platte hört.

* OPtik: Apropos Perfektion. Wie geht es jetzt weiter? Gibt es eine Ermüdungserscheinung? Bullfrog: Der Titel der LP, "Second Wind" ist die Antwort. Second Wind kommt aus dem amerikanischen und bedeutet das Gefühl, wenn ein Läufer den toten Punkt überwunden hat und plötzlich viel Kraft mobilisieren kann.

[Bericht: Bullfrog- Archiv , JUNGE OPTIK im August 1979]

[ © Bullfrog - Archiv ]
 

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